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Bistum Augsburg

Heinrich von Knöringen 1598 - 1646

Taler 1622

Nachdem wir im Mai ein neues Mitglied in unserem Club willkommen heißen konnten, sollen hier zwei äußerst seltene Taler der Bischöfe von Augsburg vorgestellt werden. Unser neues Mitglied sammelt nämlich, neben anderem, auch Münzen der Geistlichkeit im Alten Reich. Als ersten einen der schönsten und auch seltensten Taler:

 
 
 
Vorderseite: *.SVB . TVVM . PRAESIDIVM . CONFVGIMVS.1622 . (Unter deinen Schutz fliehen wir)
Hl. Maria als Himmelskönigin mit Jesuskind im Arm, vor Strahlenaureole, unten ein vierfeldriges Wappen.
Rückseite: FERDINANDVS * II * ROM : IMP : SEMP : AVG :
Doppeladler belegt mit Wappenschild Österreich-Altburgund.
Lit.: Davenport 5008, Grosshauser 105; Forster -;
 
 
Von diesem Taler, der auf den ersten Blick gar nicht erkennen lässt, von welchem Münzherrn er ausgegeben wurde, konnte nur dieses Bild aus ‚Vom Taler zum Dollar‘, Staatliche Münzsammlung München 1986 gefunden werden. Er ist aber auch beschrieben in Band 20 der ‚Historischer Münz=Belustigung Zwanzigster Theil‘, von Johann David Köhler herausgegeben 1748. Der dortige Kupferstich soll ebenfalls vorgestellt werden (Vorderseite):
 
 

Bistum Augsburg Heinrich v. Knöringen Taler 1622

 


Dass der Taler eine Prägung des Bischofs von Augsburg ist, zeigt nur das Wappen vor der Muttergottes. Das erste und vierte Feld ist geteilt (es wäre rot und Silber) für das Hochstift, heute auch für das Bistum Augsburg, das zweite und dritte Feld zeigt einen (silbernen) Ring als Stammwappen der Familie von Knöringen.

Der Stempelschneider ist nicht überliefert, die Qualität deutet auf den bedeutendsten Stempelschneider dieser Zeit in Augsburg hin, auf Daniel Sailer, der auch für die Stadt Augsburg, für auswärtige Münzstände und als berühmter Medailleur gearbeitet hat. Nach Hess: Vom Taler zum Dollar wurde der Taler in Dillingen geprägt, das Foto zeigt auch die Jahreszahl 1622, deren letzte zwei Ziffern auf dem Taler des Kupferstichs fehlen. Seit 1621 war eine bischöfliche Münzstätte in Dillingen in Betrieb, die allerdings ansonsten ausschließlich Kippermünzen ausprägte. Auch dieser Taler dürfte nicht voll dem vorgeschriebenen Münzfuß entsprochen haben, das im Foto gezeigte Exemplar wog nur 27,79 Gramm anstatt der erforderlichen 29,23 Gramm Rauhgewicht, und ob die Feinheit von 889/1000 eingehalten wurde, ist nicht bekannt. Geprägt wurde er in der als Kipperzeit benannten Hochinflation, die erst 1623 endete. 1622 war der Werte eines Reichstalers in Augsburg infolge der Kipperinflationbereits auf 15 Gulden in Kippermünzen gestiegen, also von etwa 90 Kreuzer auf 900 Kreuzer!

Der Münzherr Heinrich von Knöringen ist numismatisch bekannt durch Medaillen von 1600 und 1611, seine Kippermünzen und eben durch seinen schönen Taler. Geschichtlich ist er vor allem in Erinnerung durch die rigorose Durchsetzung des Restitutionsediktes von 1629, wodurch der evangelischen Bevölkerung in Augsburg ihre Kirchen genommen wurden, viele Prediger ausgewiesen wurden und die in Augsburg ja weit überwiegenden evangelischen Bürger gezwungen waren, ihre Gottesdienste im Freien abzuhalten. Erst 1632 wurde dies durch Gustav Adolph von Schweden anlässlich der Besetzung Augsburgs wieder aufgehoben.
 
Ein zweiter seltener Taler eines Augsburger Bischofs wird im nächsten Monat vorgestellt werden.


© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub; Foto aus: Vom Taler zum Dollar – Ausstellungskatalog der Staatlichen Münzsammlung München 1986, Foto Kupferstich E.S.