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Bistum Augsburg

Johann Christoph von Freyberg 1665 - 1690

Taler 1681

Hier nun wie angekündigt der zweite sehr seltene Taler eines Augsburger Bischofs:

Vorderseite:

 

 
 
 
IOANN : CHRISTOPH : D : G : EPISCOP‘ AVGVSTAN‘ S : R : I : PRINCEPS + .
(Johann Christoph von Gottes Gnaden Bischof von Augsburg Fürst des Hl. Röm. Reiches)
Vierfeldiges Wappen: 1. und 4.Feld Hochstift Augsburg (rot-weiß gespalten), 2. und 3. Feld Familienwappen geteilt oben silbern, unten blau, darin drei (goldene) Kugeln. Links und rechts Schnitzwerk mit Engelsköpfen, oben ein Engelsköpfchen mit Mitra, hinter dem Wappen Bischofsstab für das Bischofsamt und Zepter für die weltliche Macht. Zu den Seiten die geteilte Jahreszahl. Unter dem Wappen das Münzmeisterzeichen: 2 liegende Hufeisen.
 
 
 
Rückseite:
 
 
 
 
PVLCHRA VT LVNA ELECTA VT SOL
(schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne)
Sitzende Hl. Maria als Himmelskönigin mit Zepter und Krone, im Arm das gekrönte Jesuskind mit Kreuzglobus oder Reichsapfel, vor Strahlenaureole und Wolken, Fuß auf Mondsichel. Unten Pyr sowie . P . H . M .
Lit.: Davenport 5009, Grosshauser 106; Forster 397; Exemplar der Auktion G. Hirsch Nachf., München, Auktion 285 (28.09.2012), Los 3354, Schätzpreis 5000 €, Zuschlag 16000 €.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Es ist wohl der schönste Taler der Augsburger Bischöfe, und auch einer der schönsten Madonnentaler überhaupt. Geschaffen hat das Kleinkunstwerk der Augsburger Stadtmedailleur Philipp Heinrich Müller.
Eine Wappenseite, ausgewogen im Verhältnis Schriftkreis zu Bildfeld, das Wappen einfach gehalten, im Stil des Barocks aber ohne dessen Prunk und Fülle, durch die Beifügungen dennoch hochheitsvoll und der Würde eines Reichsfürsten angemessen. Die beiden Hufeisen bezeichnen den Münzmeister Johann Christoph Holeisen.
 
Die Rückseite zeigt uns ähnlich wie beim Taler von 1622 die Muttergottes als Himmelskönigin. Als Umschrift wurde, sicherlich vom Bischof selbst, ein Teilvers aus dem Hohelied Salomos gewählt, einer alttestamentlichen Sammlung von Liebestexten. Der wohl aus der Zeit des Hellenismus, also einige Jahrhundert vor Christus, stammende Text (Kapitel 6 Vers 9) lautet vollständig: quae est ista quae progreditur quasi aurora consurgens pulchra ut luna electa ut sol terribilis ut acies ordinata (Wer ist diese, die hervorbricht wie die Morgenröte, schön wie der Mond, auserwählt wie die Sonne, schrecklich wie Heerscharen?). In christlicher Zeit wurde der auch auf der Münze angebrachte Teilvers zum Lobe Marias umgedeutet.
Das Pyr zeigt an, dass der Taler in der Münzstätte Augsburg geprägt wurde; die Buchstaben . P . H . M . sind die Initialen des Augsburger Stempelschneiders Philipp Heinrich Müller.
 
Bischof Johann Christoph von Freyberg und Eisenberg wurde am 28 September 1616 in Altheim bei Ehingen (Donau) geboren, wo die Familie Besitzungen hatte. Seine Eltern waren Kaspar von Freyberg zu Altheim und Worndorf und Anna Regina von Rechberg. Mit zehn Jahren, am 22. Oktober 1626, wurde er an der Universität Dillingen immatrikuliert. Ab 1635 studierte er an der Universität Ingolstadt. 1642 ließ er sich zum Priester weihen. Bereits 1630, mit 14 Jahren, erhielt er ein Kanonikat in Augsburg. Von 1660 bis zu seiner Resignation 1674 war er Fürstprobst von Ellwangen, ab 1661 Administrator, ab 18. August 1665 bis zu seinem Tod im Jahr 1690 Fürstbischof von Augsburg; die Weihe zum Bischof erfolgte erst 1667.
„Er übernahm die Leitung von Bistum und Hochstift in einer Zeit, in der die Spätfolgen des Dreißigjährigen Krieges noch stark nachwirkten. Es gelang ihm, durch Sparsamkeit und effiziente Verwaltung die hohen Schulden abzubauen und den herrschenden Priestermangel zu beheben. Unter ihm wurde auch der Augsburger Dom barockisiert. Aus der Reichspolitik hielt er sich weitgehend heraus, zeigte aber u. a. in Verhandlungen mit der Reichsstadt Augsburg und dem Kurfürsten von Bayern großes verhandlungsmäßiges Geschick. Am Ende seiner Amtszeit hatten Bistum und Hochstift Augsburg die Folgen des „großes Krieges“ im Wesentlichen überstanden.“ (aus Oberschwaben Portal).
 
Ein konkreter Anlass für die Prägung dieses Talers ist nicht bekannt; man darf somit diesen Taler als Repräsentations- und Gedenkprägung ansehen, der nur in kleiner Auflage erschienen ist und nicht dem Geldverkehr diente, sondern zu besonderen Anlässen ausgegeben oder verschenkt wurde.
Nach seinem Tod wurde sein Herz nebst Eingeweiden hinter dem Altar der Hofkapelle in Dillingen beigesetzt, sein Leichnam in seinem Grabmal in der Wolfgangkapelle des Augsburger Domes.
 
 
 
 
 
 
© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub; , Wikipedia; Fotos Auktionshaus G. Hirsch Nachf., München