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Goldabschlag vom Heller 1707 und 1731

 

 

 
 
 
 
Abschlag 1707: Forster -, zu Nr.452
Abschlag 1731: Forster 507
, Gewicht 0,82g, ca. 12,5 x 12,5 mm
 
Allzu oft kommen solche Goldabschläge aus Augsburg nicht vor und so sind sie entsprechend kostbar. Zusammen mit den Abschlägen in Silber zeigen sie uns durch ihre immer hervorragende Erhaltung die Schönheit und die Bildvielfalt, die die Augsburger Stempelschneider selbst den kleinsten Stadtmünzen angedeihen ließen  (weitere Exemplare sind in unserem Internetkatalog zu finden).
Zu diesen Prägungen wurde vor einiger Zeit in unserem Verein diskutiert, inwieweit solche Goldabschläge mit den Stempeln Augsburger Heller als Vierteldukaten anzusehen seien, also als reguläre Münzen der Reichsstadt, oder nur als Privatprägungen ohne tatsächlichen Geldcharakter.
Für die erste Meinung wurde vor allem das Gewicht als Argument vorgebracht, denn tatsächlich wurden alle bekannten Exemplare im Gewicht eines Vierteldukatens geprägt. Weiters wurde angeführt, dass die verwendeten Stempel stets offizielle Stempel der Stadt Augsburg waren, mit denen die regulären Kupferheller geprägt wurden. Auch in vielen Auktionskatalogen werden solche Goldabschläge als Vierteldukaten angeboten.
Überzeugen kann jedoch keines dieser Argumente.
Dass das passende Gewicht, hier eben ca. 0,82 Gramm, eine Prägung noch nicht zu einem regulären Geldstück macht, erklärt sich eigentlich von selbst. Auch die Verwendung von Originalstempeln macht aus einem Abschlag noch keine offizielle Münze, dafür kennen wir von anderen Münzständen viel zu viel solcher Abschläge aus teils späteren Zeiten oder mit Wertangaben von Scheidemünzen.
Dass Händler zu verkaufende Stücke lieber als reguläre Münzen anbieten, also z.B. lieber als Vierteldukat anstatt als  Abschlag im Gewicht eines Vierteldukaten, erklärt sich schlicht daraus, dass Sammler stets Münzen mehr bevorzugen und bereit sind, dafür höhere Preise zu bezahlen als „nur“ für Abschläge.
Von wem und wofür wurden diese Abschläge, in Gold und in Silber, nun hergestellt? 
Im „Numismatischen Lexikon“ von v. Schrötter, noch immer das maßgebende deutschsprachige Münzlexikon, wird kurz und prägnant zum Stichwort „Abschlag“ ausgeführt:
„Unter Abschlägen versteht man insbesondere die aus einem anderen als dem Währungsmetall geprägten Münzen. Vielfach wurden die ersten Stücke einer neu eingeführten Silbersorte aus Gold oder einer neuen Kupfersorte aus Gold oder Silber als Probestücke für den Fürsten, oder als Spekulationsobjekte des Münzmeisters geschlagen, die keine Umlaufmünzen waren….“.
Ersetzen wir für die Verhältnisse in der Reichsstadt Augsburg das Wort „Fürsten“ durch „Rat der Stadt“, so sehen wir die Fallgestaltung vor uns, wie sie auch auf unserer Diskussion im Verein als Gegenposition vertreten wurde: hergestellt jeweils mit den neuen Hellerstempeln eines Jahres wurden Mitgliedern des Rates (Stadtpfleger und Aufseher der Münze?) als „Verehrung“ Gold- oder Silberabschläge vom Münzmeister übergeben. Weitere Exemplare wurden vom Münzmeister geprägt, um sie an Privatpersonen zu verkaufen, solche Prägungen wurden üblicherweise als Patengeschenke verwendet. Dass die Goldabschläge im Gewicht von Dukatenteilstücken ausgebracht wurden, ergab sich schon aus praktischen Gründen. Der Münzmeister konnte so seinen Goldbestand besser abrechnen, die Beschenkten oder Käufer konnten den Wert des Goldhellers einschätzen.
Friedrich von Schrötter legt sich auch in der Grundsatzfrage der Diskussion eindeutig fest: Goldabschläge „…(waren) keine Umlaufmünzen…“, somit keine Augsburger Vierteldukaten!
Ergänzend sei hier zitiert aus dem Auktionskatalog 73 Leu Numismatik AG zur Nr. 140, einem Goldabschlag im Gewicht eines Vierteldukaten vom Stempel eines einseitigen Angsters von Zürich:
„solche Abschläge in Gold von den kleinsten Münznominalen…wurden als Neujahrsgeld geprägt. Die Besteller zahlten den Metallwert, amtliche Prägekosten und einen „Nutzen“, der als willkommener Nebenverdienst dem Münzmeister verblieb. … Wenn die Patenkinder am Neujahrstag ihrem Götti (Paten) gratulierten, erhielten sie oft ein Ängsterli in Gold. … In alten Familien wird hin und wieder noch von diesem Brauch erzählt.“
So ähnlich wird es wohl auch in der Reichsstadt Augsburg gewesen sein.
 
Zum Schluss als Augenschmaus noch ein weiteres Bild mit  Silberabschlägen:
 

Silberabschläge Augsburger Heller

 

 
 
Silberabschlag 1738: Forster 512; 1740: Forster 526; 1744: Forster 550;
Silberabschlag 1745: Forster 565
; 1757: Forster 595; 1760: Forster 620
 
Literatur: Friedrich Frhr. v. Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde, 1930.
 
© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub;  Münzbilder: Schwäbischer Münzclub;