Blue Flower

 

5 Kreuzer / 7 Kreuzer 1758 der Stadt Augsburg


 

 

 
 
 
 
VS.:  AUGUSTA . VINDEL im Feld: S. – W. / 17 – 58 / VII . K. Pyr, unten 2 Hufeisen
RS.: FRANC.I.D.G. – ROM.IMP.S.A.
im Feld unter den Fängen R - W , unten zwischen zwei Blüten 5   K
Doppeladler unter der Kaiserkrone, auf der Brust ein Kreuz in einem Ring.
 
Silber ca. 23 mm, ca. 2,03 g    Stempelschneider Jonas Thiebaut    Lit.: v. Forster: 596 var.
 
Ungewöhnlich an dieser Münze sind weder die Münzbilder noch ein besonderer Stempelschnitt.  Was sie aus der Fülle der sonstigen Augsburger Münzen, ja den deutschen Prägungen dieser Zeit überhaupt, herausragen lässt, sind die unterschiedlichen Wertbezeichnungen auf Vorder- und Rückseite. Löst man die Bezeichnungen nämlich auf, so ergibt sich auf dem Avers mit Pyr und Nennung des Stadtnamens die Wertbezeichnung „Stadtwährung 7 Kreuzer“ , auf dem Revers mit Doppeladler und Kaisertitulatur die Wertbezeichnung „Reichswährung 5 Kreuzer“.
Wie kann diese Münze einmal sieben Kreuzer, ein anderes Mal aber nur 5 Kreuzer wert sein? Dazu ein kurzer Blick auf die Münzverhältnisse dieser Zeit. Wie die im ganzen Reich gültigen Münzen beschaffen sein sollten, also Gewicht und Feinheit, war zuletzt in der Reichsmünzordnung geregelt worden. Steigende Silberpreise sowie der Zustrom unterwertiger ausländischer Münzen führten immer wieder dazu, dass vollwertige Münzen nur noch mit Verlust hätten geprägt werden können. Zudem verschwanden aus diesem Grund die noch vorhandenen guten Münzen vermehrt in den Schmelztiegeln jener Münzstätten, die sich nicht an die Vorgaben hielten sondern unterwertige Münzen, die nicht dem Reichsfuß entsprachen, ausbrachten. Solche Stücke hatten als sogenannte Landmünzen eigentlich nur Gültigkeit in jenen Herrschaftsgebieten, für die sie geprägt wurden, dennoch verbreiteten sie sich aufgrund allgemeinen Münzmangels und getreu dem Gesetz, dass schlechtes Geld das gute Geld verdrängt, über weite Teile Deutschlands.
So blieb jenen Münzstätten, die eigentlich vollwertiges Geld prägen wollten, nur die Wahl, entweder mit Verlust zu prägen, das Prägen ganz einzustellen, oder selbst unterwertige Münzen auszubringen. Die Reichsstadt Nürnberg z.B.begann solche unterwertigen Münzen zu prägen und setzte sie als „Stadtmünzen“ in Umlauf. Augsburg nahm sich diese Münzen aus Nürnberg zum Vorbild, gab aber zum einen an, welchen Wert die Münze nach der Reichsmünzordnung hatte (auf der kaiserlichen Seite der Münze), zum anderen auf der städtischen Seite, gekennzeichnet durch das Stadtpyr, jenen Wert, den sie beim Umlauf innerhalb der Stadt besaß.
Auch die Stadt Ulm schloss sich dem Augsburger Vorgehen an und ließ in der Münzstätte Augsburg gleichartige Münzen für den Umlauf in Ulm prägen. Diese Münzen zeigen anstelle des Augsburger Pyrs das Wappen von Ulm.
Auch Halbstücke zu 3 ½ Kreuzern Stadtwährung – 2 ½ Kreuzer Reichswährung wurden hergestellt, sowohl für Augsburg als auch für Ulm.
Ausgebracht wurden diese Münzen mit Doppelwertbezeichnung nur in den Jahren 1758 und 1759, die Halbstücke nur 1758. Es existieren verschiedene Stempelvarianten, nachzusehen in unserem Katalog der Augsburger Stadtmünzen.
 

© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub