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Holz muss man haben - Marken für den Bezug von Holz

Die Versorgung der Bürger und des Handwerks in der Stadt mit dem Rohstoff Holz ist im Mittelalter ebenso essentiell, wie die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Holz dient sowohl in den Haushalten als wichtigste Energiequelle für Kochen und Heizen, aber auch als unerlässlicher Rohstoff für das Handwerk.

Der wachsende Holzbedarf durch die anwachsende Einwohnerzahl Augsburgs und mehrere neuerrichtete große Bauwerke  in der Stadt haben schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts dazu geführt, dass die Waldungen in der Nähe der Stadt abgeholzt sind. Der Rat der Stadt beginnt deswegen bereits ab 1530 in der näheren Umgebung, aber auch im Oberland in der Nähe von Imst und Reutte Wald aufzukaufen. Die Lage der weiterentfernten Waldungen wird so gewählt, dass ein Flössen des Holzes auf dem Lech möglich ist.
Zusätzlich legt das Proviantamt in der Stadt Holzvorräte an, aus denen notleidende Bürger, die über das Almosen Holzzuteilungen erhalten und Handwerker, die für ihre Arbeit Holz benötigten, versorgt werden, insbesondere in Zeiten der Teuerung.
Extreme Preissteigerungen für Holz sind immer häufiger aus dem 16. Jahrhundert überliefert: so für die Jahre 1529, dann 1543, 1544, 1547/48 und 1584. So beschreibt der Chronist Paul von Stetten, dass der Rath im Jahre 1543 „… wegen des grossen Holz-Mangels 150 Klaffter Holz.. „ und im Jahr 1544 „abermal 150 Klafter Holtz unter die Arme austheilen ….“ ließ. Im Jahr 1547 und 1560 wird verbilligtes Holz am arme Bürger ausgegeben: „Wegen des noch immer fortdaurenden Holz-Mangels lies der Rath 200 Klafftern von seinem eigenen Holz an die arme Bürger, und zwar jede Klaffter nur um 1 Gulden verkauffen.“ und „Weilen damalen das Brennholz zu Augspurg sehr schwer zu bekommen war, ließ der Rath von seinem schönen Vorrath an dem Floß-Bach denen ärmeren Bürgern jede Klaffter Feuchten-Holz um einen leidentlichen Preis, nemlich 17 Batzen verkauffen.“
Die Stadt Augsburg hat Holzzeichen  ausgegeben, um den Bezug von kostenlosem oder verbilligtem Brennholz an bedürftige Bürger zu kontrollieren.

 

 

Brennholz- Zeichen 1551 aus Kupfer, Forster 438, Schmid 17, Durchmesser: 26mm


Den Bezug von kostenlosem oder verbilligtem Brennholz regelt das Zeichen aus dem Jahr 1551, in dem von Forster und Schmid ein Zeichen der Kaminkehrer vermuten. Aber hier liegen sie falsch. Die Schornsteine und Rauchschlote fegt der Eigentümer damals noch selbst, oder er beauftragte Dritte damit, sicherlich aber gibt die Stadt deswegen keine Marken aus. Es gibt auch keine Zunft der Kaminkehrer.
 

    

Einseitiges Holz-Zeichen ohne Jahr aus Kupfer, nicht in Forster oder Schmid beschrieben, Durchmesser: 21mm
Einseitiges Holz-Zeichen ohne Jahr aus Kupfer,  Forster 471, Schmid 100,  Durchmesser: 21mm

Auch beide oben abgebildeten Kupferzeichen  dienen dem Nachweis der Bedürftigkeit beim Bezug von verbilligtem Brennholz. Interessant ist, dass das erste Zeichen der beiden Zeichen noch ohne Symbol, nur mit dem Schriftzug „holz“ ausgegeben wurde. Erst das zweite, wahrscheinlich später herausgegebene Zeichen
trägt die Axt als Symbol für Holz, um auch solchen Menschen, die weder Schreiben noch Lesen gelernt hatten, eine eindeutige Erkennung der Bedeutung der Marke  zu ermöglichen. Im Gegensatz zum ersten Zeichen tragen diese Zeichen keine Jahreszahl.  Die Form des Pyr lässt aber den Schluss zu, dass diese Marken vor 1560 geprägt wurden.

Literaturverzeichnis:
[1] Thomas-Michael Kahl „Geld kann man (nicht) essen“ in Münzen Revue 02/2016, Seite 153
[2] Albert von Forster „Die Erzeugnisse der Stempelschneidekunst in Augsburg und Ph. H. Müller’s nach meiner Sammlung beschrieben und die Augsburger Stadtmünzen“, Kommissionsverlag von Karl W. Hiersemann, Leipzig, 1910
[3] Richard Schmid „Augsburger Zeichen“ in Mitteilungen der Bayerischen Numismatischen Gesellschaft, Band 31, 1913, Seite 113ff