Drucken

 

Die Taler des Schwäbischen Kreises von 1694

 

Abb.:Der Wöchentlichen Historischen Münz-Belustigung 20. Stückden 18. May 1735

Die Herbstsaison der Münzauktionen hat begonnen und eine interessante Reihe Augsburger Münzen, Medaillen und Auftragsprägungen bringt die Münzhandlung Gerhard Hirsch Nachf., München, in ihrem Katalog. Mehrere seltene und interessante Münzen könnten daraus hier vorgestellt werden; hier soll daraus ein seltener Taler des Schwäbischen Kreises gezeigt werden, der in drei Typen ausgebracht wurde, welche alle gleichzeitig in der Auktion angeboten werden können (Auktion Hirsch 285 vom 28.-29.09.2012, Nrn. 3765 – 3767). Sie sind dort unter ‚Württemberg‘ aufgeführt, richtigerweise wären die Taler aber unter ‚Schwäbischer Kreis‘ einzuordnen, wie z.B. bei den Katalogen von Forster: Augsburg, Schön: 18. Jahrh., Nicol: German Coins, und auch bei anderen Auktionshäusern geschehen, denn ausbringender Münzstand war nicht Württemberg, sondern der Schwäbische Kreis.

Mit dem Ende der ‚Kleinen Kipperzeit‘ 1694 wurden von vielen Münzständen neue, gute Reichstaler ausgebracht. Auch der Schwäbische Kreis, einer der 10 Reichskreise, ließ Reichstaler prägen.

Der Kreis umfasste bis zu 31 weltliche Herren, 28 geistliche Stände, 31 Reichsstädte; die wichtigsten Stände waren das Herzogtum Württemberg, die Markgrafschaft Baden, die Hochstifte Augsburg und Konstanz sowie die großen Reichsstädte Augsburg, Ulm, Kempten und Kaufbeuren, der kleinste Stand die Reichsprälatschaft des Zisterzienserinnen-Klosters Baindt bei Ravensburg mit 5,5 Quadratkilometern Fläche und 195 Einwohnern.

Die ‚Kreisausschreibenden Fürsten‘, also in etwa die Vorstände des Reichskreises, waren jeweils der Herzog von Württemberg (hier: Eberhard Ludwig 1693 – 1733) als evangelischer und der Bischof von Konstanz (hier Marquard Rudolf von Roth 1689-1704) als der katholische Vertreter. In gemeinsamen Namen und mit beider Wappen ließen sie nun die Taler ausbringen, die württembergischen in Stuttgart, die bischöflichen in Augsburg. Die Stempel schnitt jeweils der bereits damals höchst berühmte Augsburger Stempelschneider Philipp Heinrich Müller; sein Zeichen ist ein sechsstrahliger Stern, der auf allen Vorder- und Rückseitenstempeln angebracht ist.


Taler des Schwäbischen Kreises Münzstätte Augsburg
1. Augsburger Stempel ohne Krummstab und Schwert
Forster 1092, Klein-Raff 38

Dabei unterlief P.H. Müller aus der Sicht des Bischofs von Konstanz ein folgenschwerer Fehler: in die Vorderseite wurde zwar das bischöfliche Wappen geschnitten, der Bischof beanstandete aber, dass Krummstab und Schwert als Wappenzier fehlen. Krummstab und Mitra zeigen aber den geistlichen Rang des Wappenträgers an; das Schwert stellt das sichtbare Zeichen dar, dass der Bischof auch ein weltlicher Fürst mit weltlicher Macht war. Müller musste also einen neuen Stempel mit dieser Wappenzier anfertigen; die bereits geprägten Taler aus dem ersten Stempel wurden zum größten Teil eingezogen.

Taler des Schwäbischen Kreises Münzstätte Augsburg
2. Augsburger Stempel mit Krummstab und Schwert
Forster 321, Klein-Raff 39


Beim Stempel für die Münzstätte Stuttgart sind ebenso Krummstab und Schwert vorhanden.


Taler des Schwäbischen Kreises Münzstätte Stuttgart
Forster-, Klein-Raff 37

Alle Taler zeigen auf der Vorderseite das Wappen des Schwäbischen Kreises, die drei Löwen des ehemaligen Herzogtums Schwaben (‚Staufer Löwen‘), darüber ein Kreuz. Es steht in einem Oval mit Umrahmung, links und rechts ein Palmzweig. Die Umschrift lautet MONETA NOVA IMPERIALIS CIRCULI SUEVICI, d.h. NEUE REICHS MÜNZE DES SCHWÄBISCHEN KREISES bei den Talern aus Augsburg, beim Reichstaler aus Stuttgart beginnt die Umschrift mit MONETA NOVA ARGENT IMPERIALES..., also NEUE REICHS SILBER MÜNZE.... Oben ein Stern als Zeichen des Stempelschneiders P.H. Müller, unten die geteilte Jahreszahl 16 – 94.Bei den Augsburger Talern steht unten das Pyr als Müzstättenzeichen Augsburg sowie zwei Hufeisen für den Münzmeister Johann Christoph Holeisen, beim Stuttgarter Taler ein springendes Ross als Münzstättenzeichen sowie die Buchstaben J J –W für den Münzmeister Johann Jakob Wagner.

Auch die Rückseiten gleichen sich. Wir sehen in schöner Umrahmung die Wappen des Bischofs von Konstanz links und des Herzogtums Württemberg rechts, verbunden durch zwei oben mit einer Schleife zusammengeführten Bänder. Hinter dem bischöflichen Wappen sich kreuzend Krummstab und Schwert, wobei beim ersten Augsburger Stempel diese fehlen. Die Krümme des Stabes zeigt gemäß des Bischofsranges nach außen. Über dem Bischofswappen die Mitra, über dem Württembergischen Wappen der Fürstenhut. Die Umschrift rechts abwärts lautet EBERH: LUDO: DUX WURT & TEC, links abwärts MARQ:RUDOLPH:EPISC:CONST,also EBERHARD LUWIG HERZOG VON WÜRTTEMBERG UND TECK sowie MARQUARD RUDOLPH BISCHOF VON KONSTANZ, jeweils mit kleinen Unterschieden in den drei Stempeln.

Es sind dies die einzigen Taler des Schwäbischen Kreises. 1737 wurden nochmals in Augsburg Münzen geprägt, jedoch Dukaten und Doppeldukaten.

Auch in den Jahrgang 1735 der „Wöchentlichen Historischen Münz-Belustigung“ von Johann David Köhler wurde der Kreistaler aufgenommen. Die ersten beiden Seiten seiner Beschreibung folgen unten, die weitere Beschreibung gilt hauptsächlich den rechtlichen Gegebenheiten des Kreises und nicht mehr unseren Münzen, sodass auf eine Abbildung verzichtet wird.



 


© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub; Münzbilder Münzhandlung G. Hirsch Nachf., München, www.coinhirsch.de