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Aus dem reichhaltigen Fundus der Auktionen im Oktober seien hier zwei kostbare Stücke aus dem Katalog Münzhandlung Künker 221 vorgestellt:

1. Gedenkmünze der Stadt Augsburg auf den Frieden von Hubertusburg 1763

 

Goldabschlag des Halbtalers 1763 im Gewicht von 6 Dukaten
Künker Auktion 221 Lot 8123 Schätzpreis 20000 Euro

 
 
Bereits der Halbtaler in Silber ist sehr selten und so stellt der hier vorgestellte Goldabschlag eine ausgesprochene Rarität dar. Forster kannte nur einen Abschlag im Gewicht von 10 Dukaten (Forster Nr. 632, zu sehen in unserem Internetkatalog).
 
 
Vorderseite: AVGVSTA VINDELICORVM * , im Abschnitt MDCC.LXIII., darunter T
Die stehende Stadtgöttin (Cisa, Augusta) mit Lorbeerzweig in der Rechtenhält das auf einem Podest stehende Wappenschild der Stadt.
 
 
Rückseite: FRANCISCVS I.D.G.R.I.S. – A.GER’IER.REX.L.B.M.H.D. Lorbeerbekränzter Kopf Kaiser Franz I. nach rechts, unten T
 
 
Das T steht für den Stempelschneider Jonas Thiebaud, geb. zu Genf 1695, ein Schüler des dort berühmten Dassier, arbeitete um 1730 zu St. Gallen in der Schweiz, und kam von dort nach Augsburg, wo er 1740 als Stadt-Medailleur angestellt wurde.
 
Die Rückseitenumschrift ist aufzulösen in: Franciscus I. Dei Gratia Romanorum Imperator Semper Augustus Germaniae Jerosolymorum Rex Lotharingiae Barri Magnus Hetruriae Dux , somit auf deutsch: „Franciscus I. von Gottes Gnaden römischer Kaiser, zu allen Zeiten Mehrer des Reiches, König in Deutschland und zu Jerusalem, Herzog von Lothringen und Bar, Großherzog von Etrurien (König von Jerusalem als Nachfolger der Hohenstaufen über die Könige von Neapel an die Habsburger; Etrurien = Toskana).

Der Frieden von Hubertusburg zwischen Preußen und Österreich sowie zwischen Preußen und Sachsen beendete den Siebenjährigen Krieg. In Europa wird der Status quo von 1756 fest geschrieben und der preußische Besitz Schlesiens anerkannt. Preußen hat sich als 5. europäische Großmacht (neben Großbritannien, Frankreich, Russland und Österreich) etabliert.


2. Privatportugalöser aus Hamburg o.J.


Auch wenn die nachfolgende Münze (Medaille) nichts mit Augsburg oder Bayer. Schwaben zu tun hat, ist sie doch mit ihrem Motiv und Motto auch heute aktuell:


Privatportugalöser zu 10 Dukaten o. J. (um 1725)
Künker Auktion 221 Lot: 8755 Schätzpreis 4000 Euro
unsigniert, von D. G. von Hachten, auf die Hoffnung auf bessere Zeiten.
 
 
Vorderseite: DIE HOFFNUNG BESRER ZEITEN, im Abschnitt WENN KOMMT SIE
Die personifizierte Hoffnung mit Palmzweig und Anker sitzt v. v. auf einer Schnecke in Landschaft.
 
 
Rückseite: SIE FRAGT NACH GUTEN LEUTHEN , im Abschnitt WO SIND SIE
Die Personifikationen von Zucht, Gerechtigkeit und Religion mit ihren Attributen stehen bzw. knien nebeneinander v. v., in der Mitte Schild mit fünf Zeilen Schrift: Züchtig - Gerecht - Gottselig.
48,30 mm; 33,99 g. Gaed. 1791 a.
 
 
 
Portugalöser (Portugaleser) hießen die Portuguez, eine portugiesische Goldmünze zu 39,9 g aus fast reinem Gold, und die ihnen im Norden Deutschlands nachgebildeten 10-, 5- und 2 ½ Dukatenstücke, vor allem die seit 1560 in Hamburg unter Aufgabe des portugiesischen Kreuzes mit den verschiedensten Bildern verzierten. Die auf Errichtung der Hamburger Bank geprägten hießen Banportugaleser. Seit dem Ende des 17. Jhs. verloren sie ihren Geldcharakter und wurden Goldmedaillen im Wert von 10 Dukaten (nach v. Schrötter: Wörterbuch der Münzkunde 1930).

Das dargestellte Sinnbild ist wohl immer gültig: Man hofft auf bessere Zeiten, doch sie sind noch weit entfernt, denn die Hoffnung auf ihrer Schnecke befindet sich in einer leeren Landschaft ohne Städte oder Dörfer, hat noch einen weiten Weg bis zu uns Menschen vor sich und kommt nur im Schneckentempo voran. Sie trägt einen Palmzweig als Zeichen des notwendigen Friedens und einen Anker, um am ausgewählten Ort sich festzumachen und äußeren Bedrängnissen zu wiederstehen. Und auch die Frage, wo die guten Leute sind, die moralisch integer für Ordnung und Gerechtigkeit stehen und nach Aussage der Medaille für bessere Zeiten erforderlich sind, ist heute noch so aktuell wie vor 200 Jahren.

Ein gleichartiges Stück, allerdings im Gewicht von 5 Dukaten und geändertem Stempel wird auf der Auktion ebenfalls angeboten:

1/2 Privatportugalöser zu 5 Dukaten o. J. (um 1725)
Künker Auktion 221 Lot: 8756 Schätzpreis 2000 Euro
40,37 mm; 17,37 g. Gaed. II, S. 123, 18 Anm.
 
 
 
Und selbst ein drittes Stück, von gänzlich anderem Stempel wird angeboten:
 
 
 
 
1/2 Privatportugalöser zu 5 Dukaten o. J. (um 1725)
Künker Auktion 221 Lot: 8757 Schätzpreis 2500 Euro
unsigniert, von D. G. von Hachten, auf die Hoffnung auf bessere Zeiten.
 
 
Vorderseite: Die personifizierte Hoffnung mit Palmzweig und Anker steht neben einem Hirsch, der aus einem Brunnen trinkt.
 
Rückseite: Die Personifikationen von Weisheit, Mütterlichkeit und Religion mit ihren Attributen stehen bzw. sitzen nebeneinander.
40,76 mm; 17,35 g. Gaed. (vgl. 1791 a).


© Text: Ernst Stempfle c/o Schwäbischer Münzclub; Münzbilder Münzhandlung Künker, www.kuenker.de